Das Wohngeld-Dilemma

Von Beate Jenkner, Januar 2023

Mit der Wohngeldreform hat unsere Bundesregierung ausnahmsweise mal eine eigentlich gute Entscheidung getroffen.

Aktuell beziehen ca. 600.000 Haushalte Wohngeld. Mit der Reform können jetzt viele Menschen Wohngeld beantragen, die bisher kaum über die Runden gekommen sind, aber nicht wohngeldberechtigt waren. Profitieren könnten viele Familien, Hartz-IV Aufstocker oder Angestellte mit geringem Einkommen, um nur einige zu nennen.

Die haben das Wohngeld auch bitter nötig. Denn durch die Inflation, die steigenden Mieten und die Strom- und Gaspreisexplosion sind immer mehr Menschen in ihrer Existenz bedroht. Sie stehen vor der Wahl, entweder Geld für Essen oder Geld für Miete.

Also, ein Lichtblick und ein Weg aus der Misere? Schön wär´s.

Der Teufel steckt wie immer im Detail. Leider hat unsere Regierung die Rechnung ohne die Realität gemacht.

Die Sozial- und Wohnungsämter sind seit langem schon unterbesetzt. Eine zeitnahe Bearbeitung der Anträge war schon vor der Reform nicht möglich.

Die Menschen, die bereits Wohngeld erhalten, müssen auf die Weiterbewilligung monatelang warten. Allein in München liegt die Bearbeitungszeit bereits bei 7-9 Monaten. Wohlgemerkt, bei Berechtigten, die schon Wohngeld erhalten und nur auf die turnusmässige Weiterbewilligung warten. Man könnte theoretisch das Wohngeld weiterzahlen, bis die Weiterbewilligung bearbeitet ist, weil sich an der Bedürftigkeit eh nichts ändert. Stattdessen werden die Zahlungen eingestellt.

Was ist die Folge?

Die Wohngeldberechtigten müssen zur Überbrückung Sozialhilfe beantragen, um leben zu können. Denn ohne Wohngeld reicht das Geld nicht aus. Aber bis die Sozialhilfe anläuft, vergehen im Schnitt 4-6 Wochen.

Wochen, in denen die Menschen nicht wissen, wie sie ihre Miete zahlen sollen. Oder ihr Essen. Oder ihren Strom.
Das ist völlig inakzeptabel.

Mit der neuen Reform kommen jetzt zu dieser Misere noch mal fast 1 ½ Millionen Haushalte dazu. Erkenne den Fehler!!

Fazit:

Die Ämter sind überlastet, es ist zu befürchten, dass die Menschen künftig auf die Sozialhilfe wesentlich länger als 6 Wochen warten müssen.

Beim Wohngeld kann man davon ausgehen, dass die Bewilligung der Anträge, die jetzt gestellt werden, wohl bis Herbst 2023, eventuell sogar bis 2024 dauern wird.

Für die Menschen, die nicht mehr wissen, wie sie leben sollen und dringend auf Hilfe angewiesen sind, kommt hier jede Hilfe zu spät.

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