Private Equity Investment – der neue Supergau

Artikel erschienen am 24.06.2022

Eine Katastrophe schwappt seit geraumer Zeit von Amerika nach Deutschland. Schlimmer als jeder Virus gefährdet sie massiv die Gesundheit aller Patient*innen und Pflegebedürftigen und versetzt dem Gesundheitswesen den Todesstoß.

Der tödliche Virus heisst Private Equitiy.

Bereits jetzt zeigt sich das ganze Ausmaß der Verwüstung in Amerika. Ganze Kliniken, Praxen und Versorgungszentren werden aufgekauft. In ländlichen Gegenden werden die dann geschlossen und die Immobilie und der Grund und Boden teuer verkauft. Folge: es gibt auf dem Land keine medizinische Versorgung mehr.

Die Praxen und Kliniken, die sich noch lohnen, werden ausgebeutet. Mit Lohndumping, Outsourcing und Anweisung an die Ärzt*innen, den Patient*innen möglichst teure Behandlungen aufzuzwingen, die zum Teil selbst bezahlt werden müssen.

Die Ärzteschaft kann sich nicht wehren, sie hat keine Gewerkschaft und ist als Angestellter des Investors dessen Anordnungen unterworfen. Hire and Fire!
Amerika zahlt einen hohen Preis für den Verkauf des Gesundheitswesens an Investmentfonds und die Patient*innen zahlen immer öfter mit ihrem Leben.

Diese fatale Entwicklung wurde z.B. in Österreich und Holland erkannt und gestoppt.
Bei uns in Deutschland hingegen werden Kliniken, Psychiatrien und Heime ohne Hemmungen weiter privatisiert.

Was bedeutet das?

Private Equtiy Investoren drängen massiv auf den Gesundheitsmarkt. Medizinische Versorgung und Pflege wird zum Big Business, das man auf hohe Renditen trimmt.

Und das geht so: Man kauft eine Klinik, ein Pflegheim oder ambulante Pflegedienste.
Das Personal wird entlassen und über eine GmbH neu eingestellt, zu eigenem Tarifvertrag oder als Leiharbeiter ohne Rechte.

Natürlich wird das Personal gleich mit reduziert. Minijobs sind üblich. Klinikerfahrung nicht. Erfahrung im Umgang mit Patient*innen – unwichtig. Kompetente Pflege – wozu? Notbesetzung im Nachtdienst mit unzureichend angelernten Leiharbeiter*innen – normal.

Reinigung und Desinfektion von Patientenzimmern und Operationssälen werden von Billigkräften aus Fremdfirmen durchgeführt.

Satte Gewinne verspricht auch die Psychiatrie. Hier gibt es kaum gesetzliche Vorgaben für eine Personalbesetzung oder Fachstudium. Die Behandlungserfolge prüft auch keiner. Es gibt auch keine Höchstdauer bei der Behandlung. Das ist die Lizenz zum Geld drucken!

Folgen:

Nicht der Behandlungs– oder Pflegebedarf bestimmt den Alltag in Kliniken oder Pflegeheimen, sondern die internationalen Anleger diktieren die Pflege- und Arbeitssituationen.

Fachärzt*innen sind Angestellte, die um jeden Preis wirtschaftlich nach Profitmaximierung zu denken und zu (be)handeln haben. Das Wohl des Patienten spielt keine Rolle.

Dialysezentren werden aufgekauft, die Dialysezeit gesenkt, das verkürzt das Leben des Patienten, aber steigert den Profit.

Alte Menschen im Heim werden unzureichend gewaschen, gepflegt oder mit Nahrung und Flüssigkeit versorgt. Man lässt sie einfach liegen. Es gibt keine Bezugspersonen, das Personal wechselt ständig.

Menschen mit psychischen Problemen sind Goldesel, ihre fachlich kompetente Behandlung eher Nebensache. Ständig wechselnde Bezugspersonen sind gerade in diesem Bereich ein No-Go, steigern aber den Profit.

Facharztpraxen werden aufgekauft, zu Ketten zusammengeschlossen und auf Profit getrimmt. Adäquate Behandlung und Beratung durch den Arzt ist nicht ausgeschlossen, aber auch nicht erforderlich.

„Kanadische Wissenschaftler fanden in kommerziellen Heimen eine um 20 Prozent höhere Sterblichkeit, als in öffentlichen Einrichtungen. Außerdem fiel auf, dass 40 Prozent mehr ungeplante Krankenhauseinweisungen notwendig waren. Für die Forschenden ein klarer Hinweis darauf, dass die betriebswirtschaftlichen Ziele der Investoren auch auf die Gesundheit von Heimbewohnern durchschlagen. Daten aus Schweden und den USA deuten in die gleiche Richtung.“
Quelle: Deutschlandfunk 2020

In Deutschland gibt es solche Studien nicht.

Die amerikanische Ökonomin Eileen Appelbaum bringt es auf den Punkt: „Gesundheit und Pflege sind doch eigentlich kein Marktgeschehen. Und in der Notaufnahme will man doch auch nicht fragen: Hallo, sagen sie mal was kostet es denn, wenn sie mir hier das Leben retten?“

Die unverantwortliche Gesundheits- und Privatisierungspolitik gefährdet massiv die Gesundheit und das Wohl der Patient*innen, der Ärzteschaft und des gesamten medizinischen Personals.

WIR FORDERN:

  • sofortiger Stopp des Verkaufs an Privat Equity Investoren und Stopp jeglicher Privatisierung im Gesundheitsbereich, egal ob MVZ, Klinik oder Arztpraxis
  • Abschaffung der DRG´s
  • Schaffung neuer Stellen, Ausbildung von Personal, vernünftige Löhne und Gehälter

Das Gesundheitswesen muss wieder als Allgemeinwohl verstanden werden und nicht als profitabler Markt für Konzerne und Aktionäre!